Ich freue mich ja auch.
Endlich wieder mal ein Sonntag nach Maß.
Obwohl ? so richtig stimmt das ja eh nimmer. Ok, man kann sich, irgendwann, spätestens um 14:00Uhr - da drängt die Dorna bei Ausstrahlungsrechten schon nach exakten Zeiten ? die MotoGP reinziehen.
Nicht wie ein frisches Pils, oder eine langersehnte Kippe, nein, eher informativ mit nem störenden Brüllaffen im Hintergrund. Nach ca. 45min., bevor der Ohrenkrebs anfängt zu metastasieren - abhaken, leertrinken und Kippe ausdrücken.
Was bleibt?
Mit Glück ein ?neuer Aufreger? wie Marquez, weil er aktuell einfach alles verkörpert, was als jung, dynamisch, wild, unbekümmert, talentiert und atemlos machend genial, steht.
Er ist das momentan einzige Nervengift das wirkt, wenn man mal die MotoGP als zweiwöchentliche Nervenheilanstalt bezeichnen möchte.
Aber das macht mich nicht mehr satt. Das ist Genuss auf dritter Ebene. Ungefähr so, als würde ich meiner nicht vorhandenen Enkeltochter bei ihrem ersten Date zuschauen.
Irgendwie niedlich und goldig, aber sonst?
Selbst Rossi, der einstmals übersprudelnde Garant für aufregend schöne MotoGP Stunden, lässt mich immer öfter gelangweilt zurück. In meinem innersten spüre ich genau, dass sich dies auch bei einer überraschenden, positiven Wendung seiner Karriere, selbst bis zum zehnten Titel, nicht mehr ändern würde.
Ich gebe zu, ich bin etwas abgestumpft, was die heutige Rennsportwelt angeht. Ob es die neue Art zu leben, zu arbeiten, Profi Sport zu betreiben, mit immer abgewixteren technischen und elektronischen Fahrhilfen, oder einfach nur mein fortgeschrittenes Alter ist; ich weiß es nicht. Fakt bleibt ? das ist nicht mehr meine Welt!
Ich sperre mich nicht gegen Neuheiten, die die Welt und mich segnen wollen, denn ich habe keine Alternative dazu. Aber es fängt an, mich immer weniger zu berühren. Mein Herz schlägt nicht mehr schneller, auch wenn Rossi und Marquez mit einer Doublette das ganze Feld überrunden würden. Meine Körpertemperatur steht exakt bei 37,4 °C wenn Lolli und Konsorten ihre letzten Runden abspulen. Ich könnte auch den Super-G anschauen, vielleicht würde mich der eine Zehntelgrad mehr erwärmen. Traurig, aber war.
Und weißt du, wann mir das richtig aufgefallen ist?
Letztens, vor ein paar Wochen, saß ich bei einem Geschäftstermin in einer Firma und musste in paar Stunden überbrücken. Bei denen war aber, in dem Bereich in dem ich mich aufhielt, die allgemeine Internet Welt abgedreht. Nur ?Spon? und komischerweise ?youtube? waren freigeschaltet. Da die linke Postille ?Spon? bei mir automatisch Brechreiz erzeugt, vergnügte ich mich mit ?youtube? um die Zeit totzuschlagen.
Ich überlegte, was ich auf die schnelle, und um die fade Zeit zu überbrücken, eingeben konnte. Irgendwas mit Motorrädern ist immer gut, dachte ich. Mein Verlangen drängte aber weder nach dem Namen Rossi, Lorenzo, Marquez, Pedrosa, Bradl, Crutchlow, Stoner, Doohan, Biaggi, Roberts jr., Melandri oder sonst wer, in die Tasten zu hauen. Nicht mal im Ansatz. Ich hackte, zielstrebig und wie vom Unterbewusstsein gesteuert, den einen Namen ein. Der Name, der mich seit er am GP500 Himmel zu strahlen begann, faszinierte, und der für mich immer noch als einzig wahres Synonym für perfekten Motorradrennsport steht - ?KEVIN SCHWANTZ?!
Wie erwartet, gab es eine unendliche Reihe von Kurzfilmchen, die die besten Manöver von Schwantz zeigten.
Ich fühlte deutlich, wie mein Körper, inklusive aller Organe und Eingeweide, trotz der unbequemen Ausgangslage in einer fremden Firma, zunehmend in fiebrigen Zustand versetzt wurden, und bei den letzten Runden in Hockenheim `91, regelrecht mit beschwingtem Schüttelfrost zu kollabieren anfingen.
Bei der Zusammenstellung seiner besten Fights mit Rainey war alles enthalten. Die richtigen Motorräder, die richtigen Fahrer, die richtige Zeit.
Meine Zeit!
Danach schaute ich testhalber das ?epische? Rossi/Stoner Laguna Seca an, weil ich mir nicht sicher war, ob ich nur an einer temporären Dissonanz leiden würde. Doch ich konnte es nur respektvoll würdigen, ohne tiefe Emotionen, ohne Leidenschaft.
Ich komme immer mehr zu der Überzeugung?
Die besten Motorradrennsportjahre waren von 1989-1993.
Und daran wird sich nichts mehr ändern!!!