na dann....
gleich mal zum wieder Eingewöhnen... was erlaube Michael Scott...
Zitat
Valentino Rossi: Von bunten Haaren zu großen Feindschaften
Es war unmöglich, Valentino nicht zu bemerken, als er 1996 in die japanisch dominierte 125-ccm-Klasse kam. Er hatte so viel Spaß mit ihnen, dass er sich den Spitznamen «Rossifumi» gab. Sein erstes Rennen gewann er in Brünn, der Titel folgte im Jahr darauf. Rossi war von Anfang an auffällig: lange Prinz Eisenherz Haare, ein hämisches Lachen und Allgegenwärtigkeit. Er verbrachte viel Zeit im Presseraum. Erst später lernte er, dass Journalisten (vor allem italienische) eine gute Story mehr schätzen als eine Freundschaft.
Er verinnerlichte bereits einen vorsichtigeren Umgang mit ihnen, als ihn besonders ein Autor verärgerte, als er auf der extentrischen Angewohnheit seines Vaters und GP-Siegers Graziano herumzuhackte, dass er an der Rennstrecke in seinem Auto schlief. Der Artikel beinhaltete das Wort «Zigeuner». Rossi war außer sich und weigerte sich, wieder mit dem Autor zu sprechen. Kurze Zeit später verlor der Reporter seinen Job.
Das war ein frühes Anzeichen für seine wachsende Macht.
http://www.speedweek.com/motogp/news/884...m-GP-Sport.html
So sehr ich die Kolumne von Michael Scott gelegentlich schätze, liefert er doch ab und zu richtig gute Insiderplaudereien, stelle ich bei Kommentaren, die den Großmeister betreffen, immer mehr eine drastisch abwertende Tendenz fest. Das sei ihm, im Geiste der Meinungsfreiheit, natürlich unbenommen. Doch in dieser Kolumne steigert er sich so in seine Aversion hinein, dass einem fast der Gedanke kommen könnte, er wäre der arme Reporter, der, nachdem er Rossis Vater als eine Art ?Zigeuner? bezeichnete, seinen Job verlor, und nun bei Speedweek seine letzten Mietrückstände reinholen müsste.
Auch ich bin alt genug, um Rossis Karriere, vom Start an, mit einem gereiften GP Verständnis verfolgt haben zu können. Mir sind dabei die von M. Scott vertretenen Bemerkungen bzgl. Rossi Eigenheiten anders in Erinnerung geblieben. Das mag daran liegen, dass ich Rossi nur von der Ferne, als Profisportler, nicht als Mensch, kenne, und nicht den nahen Kontakt, wie ein M. Scott als Insider, vielleicht hatte.
Sei?s drum.
Ich erlaube mir trotzdem, aus reiner Beobachtung heraus, ein gewisses Urteil. Beobachtungen, die sich nicht nur auf die Rennen beziehen, sondern auch auf das Drumherum. Man kann einen Menschen auch nach seinen Aussagen, dem unbekümmerten oder verkrampft wirkenden Auftreten, oder seinen letztendlichen Taten beurteilen. Sicher wird man nie jemand richtig kennen, schon gar nicht nur nach einer Beobachtung. Und doch destilliert sich nach einer gewissen Zeit, einer gewissen Informationsfülle, ein bestimmtes Charaktermerkmal des Menschen heraus. Sicher kann dies auf gewisse Weise verfälscht sein, so wie das im Licht der Profis eben Marketingtechnisch geschliffen wird. Aber eine menschliche Basis, ein Grundcharaktermerkmal, stellt sich dennoch heraus.
Dass das anno 1996 übersprudelnde, unbekümmerte, und doch sofort auffallende, hochtalentierte Jüngelchen, nicht ewig ein so unbekümmerter Kasper bleiben konnte, musste jedem klar sein, der sich in der Materie auch nur ansatzweise auskannte.
Am besten sah man das an den Zweikämpfen, die trotz der teilweise spielerischen Aktionen, im Grund knallhart, und eiskalt auf ?Gewinnen? ausgelegt waren. Die Kaspereinlagen danach waren einfach die Sahne obendrauf. Die Anfangs, wahrscheinlich aus dem Bauch heraus, unbekümmerten Einlagen, zeigten nicht Rossis frühes Marketingwissen für die größtmögliche Show, sondern eine unbefleckte, überaus authentische, jugendliche Person, die mit voller Wucht in das ebenso knallharte Business Motorradrennsport einschlug.
Manch einer hat den Rennfahrer Rossi vielleicht allzu sehr an den unterhaltsamen Gimmicks bemerkt und bewertet, weshalb nicht wenige überrascht waren, als Rossi, auch außerhalb der Rennen, bestimmten Gegnern in Sport und Medien, sowie bei anderen Außen Einwirkungen, genauso eiskalt entgegentrat.
Das abkanzeln des Reporters, der sich erdreistete, über Rossis Vater schlecht zu reden, war keineswegs Rossis damaliger Macht, die im Höchstfall als Macht des aufstrebenden Talents, des hypothetisch, zukünftigen Superstars, wahrnehmbar war. Es zeigte sich eben schon in jungen Jahren, was Rossi für einen guten, starken und ehrlichen Charakter hatte. Es war ihm sicher egal, ob er Macht über die Medien hatte, oder nicht. Für ihn zählte nur, dass ein Vertrauter, egal ob Vater oder Freund, schlechtgemacht werden sollte.
So ist es auch gut zu verstehen, wenn einstige ?Freunde?, nach kleineren oder größeren Vertrauensbrüchen, bei Rossi keine guten Karten mehr hatten. Es ging mit Sicherheit oft nur um Kleinigkeiten. Das kann aber ausreichen, um niemals wieder in den engeren Dunstkreis des Großmeisters zu kommen. Ich kann das verstehen.
Bei Marquez war es am deutlichsten. Man spürte förmlich die anfängliche Sympathie von Rossi, da Marquez, auch als direkter Konkurrent, ihm doch in vielem sehr ähnlich war. Das heißt aber nicht, dass diese Zuneigung nicht genauso schnell wieder weg sein kann, sollte sich eine kleine Disharmonie einspielen. Die Art und Weise wie sich Marquez von PI bis Valencia seinen Frust aus der Seele fuhr, hatte das Zeug zum größten Zerstörer jeglicher Achtung, Respekts und sonstige Sympathieleckerlis.
Dazu musste Rossi nicht einmal Macht, Fans und Superstarallüren in Stellung bringen.
Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die gleiche Geschichte, wäre sie z.B. 1998 passiert, also als Rossi noch relativ ?machtlos? im Renngeschehen wühlte, ebenso ausgegangen wäre. Natürlich vorausgesetzt, Rossi und Marquez wären zur gleichen Zeit im gleichen Alter gefahren.
Rossi ist in meinen Augen ein grundehrlicher Charakter, obwohl er mittlerweile mit allen Profi-Medialen Wassern gewaschen ist.