Nachdem sich der aufsteigende Nebel der Emotionen in Jerez, und in den einschlägigen Foren etwas gelegt hat, bleibt wirklich nur die eine Tatsache übrig: In Rennen, die von Profis gefahren werden, muss jeder Fahrer möglichst schnell nach vorne kommen. Wenn er das aus ?Rücksicht? auf die Gegner zu zurückhaltend macht, ist er bald kein Profi mehr, und kann seine Brötchen als Instrukteur bei den Pobelhanselspaß-Rennen verdienen.
Genau von denen kommt aber unverhältnismäßig viel Kritik. Obwohl die doch am besten wissen müssten, wie schnell vom Gedanken - einen Überholvorgang zu starten ? bis zur Vollendung - mit ein zwei kleinen Fehlern, oder ungünstigen Voraussetzungen, alles zunichte gemacht werden kann. Obwohl im Prinzip der Instinkt und alle anderen Warnsysteme funktionierten, und das Racerhirn Entwarnung gab, vielleicht mit dem kleinen blinkenden ?high risk? als Zusatz.
Der Schnitt vom Genie zum Wahnsinnigen ist ungefähr so filigran, wie der Atem im Nacken, den jeder Rennfahrer spürt, wenn der Verfolger zum Überholen ansetzt.
In diesem Fall hat ein Großmeister nach schmählichen Anfangsschwierigkeiten, endlich wieder Vorderwasser gesehen. Das Licht im trüben Jerez wurde für kurze Zeit wieder gelb getränkt. Die Farbe der Sonne, der Freude. Wird der Großmeister das unmögliche möglich machen, und alle Probleme der letzten Tage mit dem groben Schwamm des Regenwetters verdünnen und säubern? Die Welt ? zumindest die Italienische ? hält den Atem an!
Und dann passiert das, was ein Rennfahrer zwar bedauert, aber immer noch besser verkraftet, als wenn er den Versuch nicht gestartet hätte. OK ? er crasht bei dem Versuch an die Spitze zukommen. Wer wird ihm das später in irgendeinem Geschichtsbuch verübeln? Keiner! Er hat das getan, für was er bezahlt wird. Fürs zögern und vorbeiwinken gibt?s weder genug Gage noch WM Titel.
Wenn Stoner den Spruch bringt: ?Zuviel Ambitionen für zu wenig Talent? ? scheint er damit zu meinen, dass das Talent auf feuchter Piste mit laschem Gummi ordentlich Grip aufzubauen, noch nicht im Repertoire des Großmeisters vorhanden ist. Oder meinte er etwa, Talent im Sinne vom Verhältnis Rennfahren und WM Titel holen? Dann hat er sich aber sauber ins eigene Fleisch geschnitten.
Was sagt Rossi selbst dazu:
"Ich weiß nicht, vielleicht weiß er nicht genau, wer ich bin. Aber es ist okay, fair genug, er ist sauer und ich wäre es auch", sagte Rossi gegenüber dem TV-Sender Italia1. "Ich machte einen Fehler und für mich war es wichtig, mich zu entschuldigen. Mich interessiert nicht, was er sagt."
Quelle: http://www.motorsport-magazin.com/motorr...ir-wichtig.html
"Serious sport has nothing to do with fair play. It is bound up with hatred, jealousy, boastfulness, disregard of all rules and sadistic pleasure in witnessing violence: in other words it is war minus the shooting."