Zitat von one-Ar
Aber ist Fairplay nicht trotzdem ein ehrenwertes und erstebenswertes Ziel ?
Klar ist es das.
Und solange jemand mit Fairplay auch gewinnen kann, wird das Ziel immer angestrebt werden. Zumindest beim größten Teil aller Sportler.
Doch was ist Fairplay denn wirklich? Und vor allem: ist ein Fairplay im Allgemeinen, auf alle Sportarten, gleich übertragbar?
Fairplay fängt damit an, dass man nicht absichtlich einen anderen gefährdet. Das ist verständlich und akzeptabel.
Schaue ich mir manches Fußballspiel an, werde ich das Gefühl nicht los, dass dort, vorsätzlich (anders geht das nämlich nur schwer), der ballbesitzende Gegner so ?angegriffen? werden muss, dass der Ball zum Angreifer wechseln kann. Denn der gibt ihn ja nicht freiwillig her.
Oder ? was noch viel schlimmer ist ? kommt der Angreifer nicht in Ballbesitz, tritt er möglicherweise so nach, dass der Gegner vom Ballbesitz auch nicht mehr viel hat und somit auch keine Chance bekommt ein Tor zu machen. Mögliche Verletzungen werden milde Übersehen.
Das gilt dann nicht mehr als Fairplay und wird mit Gelb oder Rot bestraft. Es wird aber keine Gefängnisstrafe verhängt, denn es wird von der Allgemeinheit toleriert und von den Fans akzeptiert. Nicht akzeptiert wird aber, wenn der Spieler zu sehr ?Fairplay? macht, und dadurch der Ballbesitz weder wechselt, noch gestoppt wird ? und somit womöglich im eigenen Tor landet.
Schaue ich beim Radrennen zu, werde ich auch das Gefühl nicht los, dass vor dem Ziel beim sprinten, alle Körperteile eingesetzt werden, um einen anderen Gegner am Überholen zu hindern. Verletzungen werden milde Übersehen.
Fairplay?
Gibt einer dem Fahrer XY den Pokal, weil er aus Fairplay zurückgesteckt hat, nur weil er befürchten musste, den anderen zu gefährden, und dadurch nur vierter wurde?? nönö...
Ich kann dir aber relativ sicher sagen was in den Gazetten steht, die immer so sehr auf ?Fairplay? pochen.
So könnte ich noch endlos weitermachen, bis wir wirklich beim Schach und Halma angekommen sind.
Sehen wir uns aber mal die Motorradrennen an. Oder den Motorsport im Allgemeinen.
Dort ist doch zumindest eines fast ausgeschlossen. Nämlich, das ein Gegner so übermütig, wie vielleicht ein Fußballer, seinen Gegner umsäbelt. Im Motorsport sind die Verletzungen gefährlicher, weil die Geschwindigkeit selbst für einen Todesmutigen noch genug Respekt einfordert. Genauso die Vorsätzlichkeit, einen Gegner auszuschalten, ist bei weitem nicht so gegeben wie in anderen Sportarten, denn schon beim Gedanken daran, bringt man sich selbst und die Maschine auch in Gefahr. Das bedeutet für den Motorsport eine relativ faire Voraussetzung, schon von Natur aus.
Aber, beim Motorsport sind schon die Versuche, besser zu sein wie ein anderer, immer mit höherem Risiko verbunden, und auf den ersten Blick sehen sie auch dramatischer aus als bei einem Fußballer Techtelmechtel. Im Endergebnis wäre ich mir nach einer Verletzung nicht so sicher, wenn ich mir die ehemaligen ?Fußballer?, und heutige ?Leichen? so anschaue, die keine Gräte mehr schmerzfrei bewegen können.
Aber ? um zum Schluss zu kommen ? in vielen Profi Sportarten ist der Versuch, besser zu sein als der andere, mit dem Risiko verbunden, den anderen und sich selbst zu verletzen.
Wer das leugnet, lebt in einer Sportwelt, die es längst nicht mehr gibt. Noch nicht einmal im Amateursport.
Wenn wir also die Frage geklärt haben, warum grundsätzlich ein potenzielles Risiko besteht, bleibt nur noch, darüber zu spekulieren, was bei der ?naturgemäßen? Gefährdung anderer - ?fair? und weniger ?fair? - ist.
Das lustige daran ist ? es interessiert keinen wirklich!
Außer diejenigen, die für eine bestimmte Person Stellung beziehen und verteidigen.
Aber klar ist doch: viele Sportarten sind geprägt von gefährlichen Handlungen, werden deshalb auch geliebt und halten die Begeisterung der Menschen ? vergleichbar mit dem Mob und den Gladiatoren ? für die Sportart am Köcheln.
Echtes Fairplay ? nicht in Worthülsen verpackt ? sondern in der Praxis angewandt, bringen einen Sportler nicht dahin, wo ihn die Masse, die letztlich seine Daseinsberechtigung darstellt, sehen will.
Das ist das eigentliche Problem.