Ich denke mal das Hauptproblem bei Honda ist im Moment das was Stoner selbst schon gesagt hat. Brigdestone hat einen neuen Reifen gebracht, der nicht zu der Honda Weiterentwicklung über den Winter passt. Seitdem es Einheitsreifen gibt, ist das schon ein Problem für alle Hersteller. Aber wenn in der laufenden Saison ein Reifentyp rauskommt, der so gar nicht passen will, hat man erst mal ein Problem.
Die guten alten Zeiten, wo die Reifenhersteller - als es noch 2-3 in Konkurrenz gab - ihre Reifen schön an die Motorräder anpassten, sind seit den Einheitsreifen passe.
Dazu gibt es auch nur einen Hersteller, was die Qualität nicht unbedingt verbessert.
Zudem scheint die Honda etwas zu aggressiv zu sein, und frisst dem an sich schon ungeliebten Reifen, nach nur wenigen Runden gleich noch den wertvollen Haftgummi weg.
Das Problem hat irgendwie auch Ducati. Wobei die noch mit ganz anderen, übergeordneten, Problemen zu kämpfen haben. Da passt, sobald es ans pushen geht, anscheinend grundsätzlich überhaupt nichts zusammen. Die Teilnahme vom Großmeister, der den Laden schon gewaltig durcheinandergemischt hat, bestätigt nur, dass auch die Karbongeschichte ein Teil der Misere, aber nicht die Misere an sich, war.
Die Sprüche von Rossi und Burgess, die Ducati sei auch nur ein Motorrad mit zwei Rädern, einem Fahrwerk und einem Motor, das alles nur richtig abgestimmt werden müsse, würden sie so heute bestimmt nicht nochmal wiederholen. Die Ducati scheint wirklich was ?Besonderes? zu sein, und es sieht auch nicht mehr danach aus, als ob Rossi mit der ?Besonderheit? viel Freude haben wird.
Ich persönlich denke, die Ducati war noch nie richtig ausgereift in der MotoGP. Das WM Jahr mit Stoner war entweder ausschließlich dem Talent Stoners, oder der Kombination Stoner mit Gitterrohrahmen und Maßgeschneiderten Brigdstone Reifen zu verdanken. Ansonsten hat das Motorrad in der MotoGP zwar gelegentlich für Siege gesorgt, aber ansonsten mehr Popularität mit gescheiterten Spitzenpiloten errungen.
Wer im Gegensatz dazu die ausgewogene Yamaha M1, oder die mit ungeheuerlichen, technischen Ressourcen entwickelte Honda betrachtet, muss zwangsläufig zu dem Schluss kommen, dass das kleine Werk in Bologna viel mehr Zeit, Geld und Kontinuität braucht, um die spezielle Ducati Charakteristik/Komponenten zu einem komfortablen Spitzenbike zusammenzusetzen, das dann wirklich mit überschaubaren Setupanpassungen an der Spitze mithalten kann.
Aber, um auf deine Frage zu kommen, die Saison ist noch lang. Die Yamaha, wie angesprochen, ein super ausgewogenes Motorrad, das einen Spitzenpiloten verlässlich unterstützt, und bei gelegentlichen Schwächen durch Reglements Änderungen oder erstarkter Konkurrenz, relativ Komfortabel verbessert werden kann. Und Lorenzo ist mittlerweile ein Top Pilot, der auf so einem Motorrad, wenn erforderlich, auch noch die imaginären 120% raushauen kann. So wie Rossi es auf der Yamaha und Honda auch konnte.
Aber auch Stoner und Honda können das aktuelle Problem bei Honda in den Griff bekommen. Ich glaube noch nicht, dass die Saison für Honda gelaufen ist.
Bei Ducati sind halt die ?Überraschungen? immer im Hinterkopf der Fahrer. Läuft es mal etwas besser und es wird gepusht, kommen Stürze. Stürze, die auch nach X-maligen Umstellungen und Änderungen genauso rätselhaft bleiben wie seinerzeit bei Stoner ? nach 2007.
Da merkt jeder Depp, dass es um etwas geht, das im technischen Bereich noch nicht richtig eingeordnet werden kann. Da fehlen Erfahrungswerte. Wenn du immer wieder was änderst, aber immer wieder vor dem gleichen Problem stehst, geht Vertrauen ins Motorrad verloren. Und wie oben geschrieben. Sie haben keine Zeit, vielleicht auch nicht genug Geld und technische Ressourcen, um diesem Problem mit kontinuierlichen Schritten auf die Spur zu kommen.