30.03. - 02.04.2023 MotoGP in Termas de Rio Hondo Argentinien

#1 von Ar-one , 28.03.2023 17:02

Nun also Argentinien, ohne P.Espagaro, E.Bastianini, M.Marquez und M.Oliveira. Das ging ja schnell.

Aber es kann passieren. So ist das nun mal in einer hochriskanten Sportart, bei der in einer entscheidenden Millisekunde die Bestzeit, ein Überholmanöver, oder der Abflug eingeleitet werden kann. Bei so einem Abflug kann auch wieder alles Mögliche passieren. Von einer harmlos abgeschürften Lederkombi, inklusive Mehrarbeit für die Mechaniker, bis zur einschneidenden Verletzung mit möglicher Fremdschädigung. Alles drin. Immer! Bei jedem Test, jedem Training und natürlich bei jedem Rennen. Das ist nun mal das Risiko bei einem Motorradrennen! Und jeder weiß das!

Und egal, wie viele und wie großräumige Auslaufzonen es gäbe, solange sich ca.25 Fahrer in der Gruppe um das gleiche bemühen, nämlich als erster durchs Ziel zu kommen, wird es immer zu falscher Risikoeinschätzung und fehlender Vernunft kommen. Einfach, weil die eine „falsche“ Risikoeinschätzung, ein anderes Mal vielleicht schon „richtig“ war und mit Vernunft alleine, könnten manch entscheidenden Aktionen gar nicht erst gemacht werden. Oder anders gefragt, wieviel Vernunft braucht es, um überhaupt keine Rennen zu fahren.

Man trifft eine Entscheidung, aber man weiß nie, ob sie richtig oder falsch ist. Deshalb wird sich auch Marc niemals ändern. Er hatte zu viele brenzlige, ja wirklich haarsträubende Aktionen, die ihn am Ende zu Siegen und WM Titel brachten. Er hat teilweise physikalischen Gesetzen seine eigenen Limits aufgezwungen. Mit Erfolg. Er wird nicht so einfach wegen ein paar Aktionen, die vielleicht nicht so gut gelaufen sind, von der Hybris abrücken, die ihm so viel Erfolg brachte. Aber im Umfeld ändert sich was. Seine Verletzungen hängen an ihm. Die Leichtigkeit ist weg. Die Fehltritte, mit Konsequenzen, verwässern auch noch die durch Verletzung und Technik spärlicher werdenden Erfolge. Das Pendel schlägt um. Wahrscheinlich kann ihn nur die Physik endgültig stoppen.

Wir sehen in jedem Jahr, in allen Klassen, haarsträubende Manöver, die meist, nicht immer, harmlos enden und andere, oft harmlose Manöver, die zu veritable Schäden an Mensch und Maschinen führen.
Das Risiko wurde in früheren Zeiten meist durch unterschiedliche Technik, unterschiedliche Reifenfabrikate und natürlich die unterschiedlichen Fahrer verdünnt. Dies hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Die Technik hat sich weiterentwickelt. Die Reifen haben sich dem angepasst. Und wie bei jeder technischen Verbesserung, kommt irgendwann der Punkt, an dem der Nutzer dieser Technik, für den sie ja entwickelt wurde, an seine Grenzen kommt.
Einfach gesagt, ein Zweirad mit 1000PS unterm Tank und Reifen, die diese Leistung auf den Boden bringen, wäre vielleicht technisch möglich. Aber ich bezweifle, dass es irgendeinen Menschen geben könnte, der diese Leistung auch nur annähernd beherrschen würde. Es gibt also eine Grenze der menschlichen Beherrschbarkeit von möglicher Technik.

Im Moment schauen wir diesem immer schmaler werdenden Grad zu, der anfängt so scharf zu werden, dass er der Reihe nach die Fahrer aufschlitzt. Aber nicht nur die Technik ist das „Übel“. Vielmehr zeigt sich immer deutlicher, dass die Leistungsdichte bei Technik und Fahrer, den Spielraum für kleine Schwächen, beim Setup, dem technischen Grundkonzept, oder einer kleinen menschlichen Schwäche, fast eliminiert hat.

Das bedeutet, dass man nach einem schlechten Quali schon recht weit von der reellen Chance entfernt ist, um vom Startplatz ab der dritten Reihe, während des Rennens, noch nach vorne zu kommen. Wenn die Dichte so hoch ist, dass fast alle in der gleichen zehntel Sekunde ihre Kreise drehen, ist auch das Überholen nicht ganz so einfach, zumal die aerodynamischen Windschatten Effekte auch noch ihren Teil dazu beitragen.

Und nun wurde auch noch ein „All in“ Sprintrennen dazu genommen, bei dem die Motorleistung das volle Programm raushauen kann, ohne auf den Sprit zu achten. Die Reifen auf maximalen Grip, nicht auf volle Renndistanz ausgesucht werden können und die Fahrer, so sah es wenigstens aus, sich nicht den Hauch eines kleinsten Patzers leisten konnten um nicht sofort im Nirwana der hinteren Ränge zu verschwinden. Wie sagte JackAss? Sprintrennen ist 12-mal Qualirunde. Dass zieht Körner, würde der Radrennfahrer sagen. Vor allem Mental.

Dann das Hauptrennen am Sonntag. Vor beiden Rennen der übliche Spektakel drum herum, das mittlerweile auch als harte Arbeit betrachtet werden muss. Für die Fahrer bestimmt kein Zuckerschlecken mehr. Trainings verkürzt, dafür Presse, Interviews, Fotos, Soziale Medien und letztlich der Crewchief usw verdoppelt. Prost Mahlzeit.

Also, kurz gesagt - für die Show ist bestimmt alles ok.
Für die Zuschauer auch.
Für die Fahrer kann ich mir das nicht vorstellen.

Es wird sich zeigen, wie weit es sich einspielt und welche Kollateralschäden noch so zum Vorschein kommen.
Pecco scheint im Moment der einzige zu sein, dessen Grinsen nicht wie eingefroren wirkt.


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RE: 30.03. - 02.04.2023 MotoGP in Termas de Rio Hondo Argentinien

#2 von tourenbiker , 01.04.2023 10:24

Nun, so wie es aussieht, sind die Aprilias in Termas eine Macht. Vinales und Espargaro haben so richtig aufgezeigt wozu die Aprilia imstande ist. Bei Vinales würde ich darauf wetten, dass er nach dem Start wieder auf den Plätzen 6 - 8 zu finden ist. Aber vielleicht schafft er es doch noch, dass er den Start hinkriegt. Dann würde ich ihm allemal ein Podest zutrauen.

Dann einige Ducatis, allen voran die VR46 Truppe. Ich denke, dass es für beide Fahrer im Lauf der Saison zu einem Sieg reichen könnte. Mal sehen, wie sich die entwickeln. Pecco scheint gesundheitlich ein wenig angeschlagen, aber er ist derjenige, den es zu schlagen gilt.

Gespannt bin ich jetzt auf Q1, wo sich ja einige Kapazunder tummeln. Quartararo mit der brustschwachen Yamaha, oder die beiden KTM´s von Binder und Miller.

Als ich von der Verletzung von Marc gelesen habe, musste ich sogar ein wenig schmunzeln. Er hat sich genau den selben Knochen wie ich gebrochen. Das Problem ist nicht mehr der Knochen, sondern mittlerweile die eingebaute Platte und die Sehne, die darüber verläuft. Ich werde das Ding so bald wie möglich entfernen lassen.

Leid tut es mir für La Bestia, weil der nun gar nichts für seinen Unfall konnte. Genau so wie Oliveira und Pol Espargaro. Bei Espargaro sah es ein wenig komisch aus. Entweder war der Reifen noch nicht warm genug, oder er war gar nicht aufgeheizt. Das war ja ein Highsider der üblen Sorte. Hoffentlich geht es ihm bald wieder besser.

Auf jeden Fall freue ich mich auf das Rennen zur besten Sendezeit. Eine Tendenz für den kommenden Weltmeister werden wir aber erst so richtig in Jerez sehen, wobei schon einiges (oder sogar vieles) auf den Pecco hinzielt.


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RE: 30.03. - 02.04.2023 MotoGP in Termas de Rio Hondo Argentinien

#3 von Ar-one , 01.04.2023 10:53

Zitat
Nun, so wie es aussieht, sind die....



Hast mir mal wieder fast die Worte aus der Gosch gezogen...

Ja, die Aprilias scheinen sich in Argentinien pudelwohl zu fühlen. Und das sogar alle Beide! Fehlt nur noch Oliveira, um die Beiden zu ärgern.

Ducati Frontmann Pecco leicht verschnupft, was jetzt nicht sonderlich beunruhigt. Gibt es doch noch jede Menge Ducatis, die da im vorderen Feld mitspielen wollen. Bezzecchi zum Beispiel, oder Martins Schorsch…oder…oder…es hört nicht auf…überall Ducatis.

KTM sollte da für etwas Farbe sorgen. Hoffentlich! Ein oranger Klecks könnte unter den Top5 nicht schaden.

Ein Japaner wäre auch nicht schlecht. Aber da sieht es trauriger Weise nicht danach aus. Es sieht eher danach aus, als dass die japanischen Hersteller doch in einer weitaus dickeren Krise stecken. Ich hoffe, die finden wieder zu ihrer „Racing-DNA“ zurück und machen nicht „den Suzuki“. Denn, egal was für Probleme die insgesamt haben, ohne die Japaner wär‘s ganz schön öde.


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RE: 30.03. - 02.04.2023 MotoGP in Termas de Rio Hondo Argentinien

#4 von Ar-one , 02.04.2023 10:23

Nach dem nun erst zweiten Sprintrennen, muss ich mich als absoluter Fan dieser Kategorie outen.
Das ist Racing pur, und zwar von der edelsten Sorte.
Mit gewissen Nachteilen für die Fahrer vielleicht, aber für Zuschauer - ein Genuss. Kein Lavieren wegen Reifen und Sprit.
Einfach volle Attacke, von der ersten bis zur letzten Runde. Geil!!!

Große Frage: Warum eigentlich nicht am Sonntag ein zweites Sprintrennen?
Hätte den Vorteil für die Fahrer und Teams, dass sie sich in der gekürzten Trainingszeit nicht ein Setup für Short/Long überlegen müssten.

Und dank „Brädack“ (frei nach Ar-one, die neue, südafrikanische Bezeichnung für Attacke) wurde auch meine eher pessimistische Einschätzung von oben, dass beim Sprintrennen, von den hinteren Plätzen kein Sieg möglich, oder höchst unwahrscheinlich, wäre, entkräftet.

Von 15 auf 1. Brädack macht’s möglich… Doppelgeil!!!!

Bezz gefällt mir auch immer besser. Man spürt förmlich, wie wohl er sich unter den Top3 fühlt.

Auch schön zu sehen, dass Morbideli endlich mal wieder ein Leckerli fürs Gemüt bekam.

Anscheinend war ja der Griplevel ziemlich bescheiden, weshalb manche Fahrer mehr, andere weniger, Probleme hatten.

Also, auf zum Long und Gähn Rennen heute Abend.


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RE: 30.03. - 02.04.2023 MotoGP in Termas de Rio Hondo Argentinien

#5 von tourenbiker , 03.04.2023 05:19

Zum Long und Gähnrennen fällt mir nur so viel ein: Ja, es ist kein Sprint. Aber so langweilig war es dann auch nicht.

Gut, Marco Bezzecchi hat meine Erwartungen sehr schnell übertroffen. Ich habe immer schon gesagt, dass er das Zeug zum Grand Prix Sieger hat. Der hat eine Performance hingelegt, dass es schon fast zum Gähnen war. Die WM-Führung ist hochverdient.

Der Kampf Marquez gegen Pecco war auch sehenswert. Und wie der Zarco zum Schluss noch angetreten ist, Mann, Mann, Mann. Ich habe ihn eigentlich im Kiesbett erwartet.

Morbidelli wieder auferstanden von den hinteren Plätzen. Gefällt mir sehr gut, dass er der Hühnerbrust gezeigt hat, dass er doch kein Kanonenfutter ist.

Miller erwartungsgemäß von 16 auf 6 nach vorne gefahren. Zur Mitte des Rennens hatte er wohl einen Reifendrop, was ihn zwischenzeitlich wieder zurück auf 9 brachte. Aber er hat sich in den letzten Runden noch tapfer gegen den anstürmenden Quartararo wehren können. Binder wurde leider von Vinales ins Kiesbett geschickt, und Pecco hat sich durch einen Konzentrationsfehler selber aus dem Rennen genommen. Er und Binder kämpften am Schluss um die goldene Ananas.

Fazit: Ja, es ist kein Sprint. Aber so langweilig war es dann auch nicht!


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RE: 30.03. - 02.04.2023 MotoGP in Termas de Rio Hondo Argentinien

#6 von Ar-one , 03.04.2023 11:55

Nachdem beim Long und Gähn Race, Bez mit 3,5 Sekunden in Front lag, zollte der Gähn Faktor seinen Tribut und das rechte Auge war geschlossen.
Das linke flatterte so vor sich hin und bekam am Rande noch mit, wie Pecco, sich rund um Morbi und klein Marquez balgte. Mein erster Gedanke war, ok, das könnte im Zuge der VR46 Ranch Doktrin, nach der kein Spanier, der im Namen ein „M“ und „q“ hat, vor den VR46 Ranchjungs ins Ziel kommen darf, noch interessant werden. Also flatterte das linke Auge mäßig aufgeregt weiter, ging sogar etwas hoch, bei der Suche nach dem von Euphorie berstenden Tob Gun Fighter. Nur um sich gleich wieder zu beruhigen, weil der Knaller noch nicht mal in den Top10 lag. Also weiterflackern, bis dann Pecco auf dem Ellbogen ins Kies schlitterte. Da ging‘s dann wieder auf, auch deshalb, weil dann plötzlich der „alte“ Zarco eine seiner eher selten, aber doch sehenswerten Aufholjagden begann und das von manch einem gedachte, ausschließlich mit VR46 Ranchjungs gefüllten Podest, gehörig vereitelte.

Brädack wurde ja gleich zu Beginn vom Top Gun Fighter ausgebotet und die französische Hühnerbrust hatte, dank Nakagami, auch nichts zu lachen. AE verabschiedete sich auch noch so halb, genauso wie mein linkes Augenlid, das dank der 25 Runden gehörige Bettschwere erreichte.

Das wäre mir bei einem Sprintrennen, selbst morgens um 3Uhr, bestimmt nicht passiert.

Fazit: Ja, es war ein ganz interessantes Long Race. Aber den Gähn Faktor konnte es leider nicht bezwingen.


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