Interessantes Rennwochenende. Vor allem die Therapiestunde bei Servus TV mit „Dr.“ Hofmann und „Patient“ Stefan Bradl (oder umgekehrt) war sehr unterhaltsam und lehrreich. Zeigte es doch die inzwischen erreichte Leistungsdichte und die daraus entstandenen Feinheiten, ohne die Beherrschung derer, heutzutage nur schwer Siege oder Titel möglich sind.
Das hohe technische Niveau, unterstützt von vielerlei elektronischen Schnickschnack, dazu Mega Reifen, die ihren besten Grip nur in einem schmalen Bereich liefern und letztlich ein fahrerisches Niveau, das im Gegensatz zu früher, nicht mehr nur unter den regelmäßigen Top5 Fahrern zu finden ist, sondern heute locker auf die Top10 bis Top15 ausgedehnt werden kann.
Wir reden hier nicht mehr groß von zehntel Sekunden, dem groben Hackebeil um die halbe Sau zu stückeln. Mittlerweile wird im Hundertstel filetiert, um noch das Tausendstel, als feinstes Scheibchen in der Quali weg zu transchieren.
Denn ohne erste Reihe, ist die Chance auf ein gutes Resultat dermaßen geschwunden, dass es fast unmöglich ist von der vierten Reihe aufs Podest zu fahren. Alleine die Verzögerung vom Startprozedere bis an die Spitze nach vorne, kann die entscheidenden Zehntel kosten, die für eine Aufholjagd vonnöten wären. Schaut man sich die gleichmäßigen, ja fast roboterartigen Rundenzeiten an, die die Fahrer heutzutage aufs Hundertstel in die Stoppuhr zaubern, kann man sich ausrechnen wie lange ein Fahrer braucht, wenn er durch die schlechte Startposition ein paar verlorene Sekunden wettmachen muss.
Die Startposition und der Start spielen sich also immer mehr in den Vordergrund. Daraus folgernd müssen die Trainingssessions und die gesamte Vorbereitungsstrategie auf dieses Ziel ausgerichtet werden.
Neben der Tatsache, dass ein Hundertstel oder Tausendstel nicht mal mehr einen Wimpernschlag bedeuten, es sich also alles in einem Bereich abspielt, wo nur ein falscher Gedanke, der die Konzentration kurz beinträchtigen könnte, dich um 2 Reihen nach hinten verlagern kann, gibt es ja auch noch zufällige Randereignisse wie das Wetter, die körperliche Verfassung, Streckenänderungen oder eine gelbe Flagge in genau der fliegenden Runde in der alles passt.
Wie sagte Bradl treffend. Man kotzt aus allen Löchern.
Wer sich diese unglaubliche Leistungsdichte an Material und Fahrern durch den Kopf gehen lässt, kann sich auch nicht allzu sehr über die speziellen Verhaltensweisen wundern, die sich in den letzten Jahren eingebürgert haben und durchaus auch schon den Zug zur Perfektionierung durchscheinen lassen.
Das abwarten auf ein Zugpferd, an das man sich hängen kann. Was bei der Moto3 noch mit dem Windschatten begründet werden kann, ist bei der MotoGP zwar auch noch etwas vorhanden - ein Windschatten taugt immer was - aber der eigentliche Benefit ist eher, dass der schnelle Fahrer vor einem, einen Teil der Konzentration abnimmt und als Vorlage dient, an die man sich ran robben kann. Um es mal schlüpfriger auszudrücken, wer noch ein Hundertstel aus den Lenden schütteln will, ist mit dem saftigen Hinterteil von Miss Universum besser bedient, als mit einer leeren Wand. Somit ist es mitnichten so, dass sich die meisten Fahrer zu blöd anstellen, selbst eine gute Zeit rauszufahren, sondern eher eine bewusste Strategie um sich das entscheidenden Hundertstel oder Tausendstel zu sichern, das eben sonst ein anderer, hinter einem selbst, auch machen könnte.
Eigentlich nachvollziehbar, und könnte nur mit einer Superpole Session, in der jeder Einzeln auf der Strecke seine Zeit macht, verhindert werden. Sollten sich die Verantwortlichen mal überlegen.
Zum Rennen selbst, steht wieder mal das Staunen über den erst unauffälligen Bastianini, der zum Schluss noch so auftrumpft, im Vordergrund.
Gleich anschließend das grübeln über die Werksroten, die ja eigentlich im Training mehr versprachen.
Suzuki hat deutlich gezeigt, dass ein Reihen Vierzylinder auch Speed kann. Da gibt’s keine Ausreden mehr für den Yamaha Motor Engineer.
Die Hühnerbrust hat sich Heldenhaft mit LFB gebalgt, der wieder fast der Alte ist und ohne vermurksten Start wohl ganz vorne mit dabei gewesen wäre.
Mein Tipp, der Martins Schorsch, hatte ein Speedproblem, sonst hätte es sicher nur die Mitte des Podests gegeben… hahahaha (bestimmt hat man ihm mit einem Spritspar-Mapping den Schaum vom Mund gewischt)