Bevor nun alles in Motorsporttiefschlaf verfällt, sollte man doch, zum Abschluss der Saison 2012, die exzellente Leistung des jungen Stefan Bradls würdigen.
Als einigermaßen solider Deutscher, der bei ?deutscher? sportlicher Leistung, also besonders guter Leistung eines Landsmanns, nicht sofort die grotesk lächerliche und zumeist grüngefärbte ?politisch korrekt? Karte aus dem Ärmel zieht, um die noch lächerlichere Vermutung eines nahenden dritten Weltkriegs wegen deutscher Überheblichkeit vermutet, bin ich nicht Stolz (den schließlich habe ich nichts dazu beigetragen) sondern freue mich nur über ein gelungenes, sportliches Ereignis, das bei der deutschen Beteiligung im Motorradrennsport, nicht unbedingt zur Tagesordnung gehört.
Ohne den besonderen Schutz eines in Spanien und Italien landesüblichen Protegés, wenn man mal von dem Namen seines Vater Helmut absieht, hat es Stefan, dank guten Timings und natürlich unterlegt mit erkennbar guten Leistungen, in die Phalanx der obersten Liga, der Königsklasse geschafft.
Wäre dies für einen deutschen Motorradrennsportler nicht schon Ehre genug, so hat Stefan noch eins draufgelegt, und sich richtig gut unter den Top 10 etabliert. Und dies nicht mit zufälligen Resultaten, die bei Sturz und Regenorgien vorkommen können, nein, richtig konstant bei allen Widrigkeiten und vollzähligem Feld der Superstars.
Dem gebührt Respekt und Hochachtung. Denn seine Vorgänger mit gleichen Voraussetzungen, sahen da oftmals weitaus ärmlicher aus.
Man konnte auch an seinem Auftreten erkennen, dass er als Persönlichkeit enorm gereift wirkte. Dies alles sind exzellente Zeichen für die Zukunft. Die Verlängerung bei Honda tat ihr übriges. Eine Firma wie Honda würde einer erkennbaren ?Dauernull? niemals solche Optionen gewähren.
Wenn ich zurückblicke, als letztes Jahr über den Wechsel Bradls in die MotoGP diskutiert wurde, war bei vielen die Verteidigung seines Moto2 Titels erstrebenswerter. Doch was wäre mit ihm in diesem Jahr, in der Moto2, passiert? Vielleicht wäre er wieder Weltmeister geworden. Wahrscheinlicher wäre ein aufreibender Mehrkampf mit Marquez und Konsorten gewesen, über dessen Ende ich gar nicht spekulieren will. Marquez hätte sein gesichertes ?Wechselgeld? seitens Repsol Honda eingelöst, und nach Bradl hätte vermutlich nicht ein japanischer Hahn mehr gekräht.
So aber kam er einigermaßen Überraschend in die MotoGP, und konnte der Welt zeigen was in ihm steckt. Diese Chance an sich, ist schon kostbar genug. Er hat zur richtigen Zeit die richtige Entscheidung getroffen. Das war der springende Punkt!
Ich wünsche ihm weiterhin den Erfolg, den er sich selber vorstellt. ?Die Spanne zwischen der schnellsten und langsamsten Rundenzeit ist noch zu groß?, sagte er im letzten Interview. Das ist die richtige Einstellung.
Das zweite Jahr ist meistens das schwerste. Denn auf die erste Euphorie folgt gewöhnlich die anstrengende Suche nach den entscheidenden Zehntel und Hundertstel zu Spitze. Niemand verzeiht mehr die groben Schnitzer, und manchmal sind am Ende der zweiten Saison, die Toppiloten immer noch unerreichbar in ihrer eigenen Welt.
Jeder Superstar hat im zweiten Jahr seine Duftmarke zum Titel gelegt. Gelingt dies nicht, kann man nur hoffen, dass es vielleicht mal wieder so wird wie einst bei Doohan, der erst im dritten Jahr richtig loslegen konnte. Aber das ist schon gefühlte 100 Jahre her.