Gestern zog ich mir den Senna Film zum dritten Mal in 2 Tagen rein.
Keine Ahnung, was mich an dem Film so fasziniert, aber ich glaube, ich werde ihn noch öfter reinziehen.
Senna, klar – war ne Hausnummer, ne Persönlichkeit.
Die Zeit der 80iger, bis weit in die 90iger, einfach genial. Ich kann das mit heutigem Wissen nicht oft genug wiederholen. Welches Glück, welche Freiheit, welches Risiko, man in der Zeit, natürlich meist unbewusst, und fast automatisch, ausleben konnte, ohne von allen Ecken moralisch gemaßregelt, mit Vorgaben und Gesetzen überhäuft an der Kandare gehalten zu werden, die letztlich jede Lebenslust in gesteuerte „Vollkasko“ Routine verwandelt. Die Gefahr, die das natürliche Leben jeden Tag bereithält, soll man nicht mehr spüren, riechen oder gar austesten können.
Symbolisch dafür war allein schon der Sound, aus der On Board Kamera. Das wilde, laute Kreischen der hochgezüchteten Motoren. Dann die Sicht auf die Strecke, wo man das noch nicht vollelektronisch gezügelte Fahrverhalten mit spüren konnte. Man die Wahrnehmung und Weitsicht an Hochgeschwindigkeit anpassen muss, so dass das Gehirn einen schnellen Rhythmus finden kann, ohne sich zu verlieren. Das funktioniert erst, wenn man die Wahrnehmung lange darauf trainiert hat. Fällt mir immer wieder auf, wenn ich On Bord mitfahre. Vor allem bei der Tourist Trophy. Wer das nicht kennt, war einfach noch nie in diesem Bereich, von dem Senna sagte, dass er das Gefühl hatte, auf einer anderen Ebene zu fahren. Einer Ebene, die einem überirdischen Tunnel gleicht, in dem man fasziniert gefangen wird, und meiner Meinung nach, nur mit einer gewissen Todessehnsucht durchqueren kann.
Doch das gehört bei Rennfahrern eben zur Arbeitsbeschreibung. Und manche, wie Senna, konnten das bis zur Perfektion umsetzen.
Und schon sind wir bei den Rennfahrern, deren Charaktere in diesem Film grandios übermittelt wurden. Abgegrenzt von Sympathie oder Antipathie, zeigt der Film das Verhalten von Alpha Tieren, von Egomanen, wie sie in dieser Sportart ausschließlich vorkommen müssen. Sonst wären sie nicht dabei. Ein Lehrstück für alle, die nie begreifen, warum nicht alle Rennfahrer Freunde sind. Weil in einem Wettkampf dieser Art, nur der Egomane die Möglichkeit und vor allem die Fähigkeit besitzt, an die Spitze zu kommen. Alles andere ist romantische Träumerei. Dieses Verhalten kann man in alle Motorsport Wettbewerbe oder Einzel Sportarten übertragen.
Senna war der junge, talentierte, bei dem Prost, der etablierte König, sofort den echten Gegner erkannte. Keine Nr.2. Wahrscheinlich, ja, ganz sicher, hat er auch das erkannt, was von vielen Rennfahrern bestätigt wird, wenn sie instinktiv spüren, dass der junge Wilde über etwas verfügt, das man selbst zu Beginn auch hatte, aber mit der Zeit und dem Alter eben vom Leben abgeschliffen wurde. Der jugendliche Übermut, mit Betonung auf „Über“. Kommt dazu noch außergewöhnliches Talent, ist die Bedrohung perfekt.
Prost war nicht blöd, und konnte Senna Anfangs gut einschätzen. Wahrscheinlich war sogar etwas Bewunderung dabei, als Senna im die höher gehenden Limits aufzeigte. Erst als die Demonstrationen einer Demütigung gleichkamen, wurde auch die Bewunderung zur Bedrohung, und Prost stellt um auf Psycho-Verbaltaktik um, indem er Senna als verrückten Gläubigen, der glaubt, über Wasser gehen zu können, erklärte. Dieser wiederum konterte mit der Rennfahrer Logik, dass nur der Schnellste und Beste ganz Oben stehen kann. Wer daran was Anstößiges fände, sei einfach nicht schnell und gut genug.
Kommt dieses Verhalten irgendwem bekannt vor? Ja! Und zwar in allen Kategorien, kommt es immer wieder zu dieser Konfrontation. Immer!
Deshalb ist dieser Film ein Lehrstück über Wettkampf im Motorsport, mit all seinen bedeutenden, und weniger bedeutenden Nebensächlichkeiten, die am Ende jede Weltmeisterschaft prägen, und beim Zuschauer so nicht immer deutlich rüberkommen.
Wie zum Beispiel auch die Politik, und das Geld, die diesen Wettbewerb, je nach Bekanntheit und Vermarktung bestimmen.