#1.. Wie alles anfing...

#1 von Ar-one , 06.03.2015 20:30

Aller Anfang ist schwer?

Angefangen hat alles mit dem ersten Ausritt auf einer NSU Quickly meines Kumpels, im Jahr 1970, einem mit Schottersteinchen gespickten Knie, und einem Ellbogen, der wie ein aufgeplatzter Igel aussah. Ich kann nicht sagen, ob es das berauschende Gefühl des Fahrtwindes, oder die enorme Beschleunigungssteigerung zu meinem Fahrrad war. Jedenfalls wurde mir damals sofort bewusst, das das motorisierte Zweirad mein Leben bestimmen würde.
Die Besessenheit hielt an bis ins Jahr 1974, als ich jede müde Mark meines damals kargen Lehrlingslohns auf den Prüfstand legte, mir jede Kippe, jedes CD Export dreimal überlegte, nur um möglichst schnell mein eigenes Moped, das sagenhafte Herkules K50 RE (mit hochgezogenem Auspuff) zu kaufen.
Die zwei Jahre, bevor ich 18 wurde, fuhr ich mehrmals als Sozius auf der Honda CB750 Four, und durfte sogar einmal mit einer Kawa Z900 eines älteren Kumpels fahren. Überflüssig zu erwähnen, welch fiebriger Motorrad Bazillus in den tiefen meines jungen Bewusstsein infiziert wurde. Die Inkubationszeit dauerte exakt bis zu meinem 18. Geburtstag. Ich stand in England, um mit meinen spärlichen finanziellen Mitteln, soviel wie möglich ?Motorrad? zu kaufen. Für eine gebrauchte CB 750er hätte es gereicht. Aber auch für eine neue Kawa Z650, die erst in diesem Jahr auf den Markt gekommen war. Zuerst enttäuscht, weil ?nur 650iger?, wurde die positive Überraschung umso stärker, nachdem ich die ersten, schwereren CB 750 versägen hatte.
Danach kam die gleichzeitig mit dem steigenden Gesellenlohn verbundene Steigerung, und die wunderschöne Kawa Z 1000 A1 stand in der Garage. Bärenstark, und wunderschön. Die damals noch ziemlich vernachlässigte Fahrwerkstechnik, fiel im Freudentaumel der 70iger Jahre, wo 85 PS in einem Zweirad schon einem Wunder gleichkamen, nicht sonderlich auf. Das mysteriöse Eigenleben zwischen Gabel und Schwinge wurde, schon allein wegen fehlender Referenzen, billigend in Kauf genommen. Das bedeutete für denjenigen, der die volle Power ausspielen wollte, regelmäßig eine Mutprobe sobald die Tachonadel über 120km/h zitterte. Neben der Weitsicht, plötzlich die komplette Straßenbreite zu beschlagnahmen, mussten alle vorhandenen Sinne für einen unberechenbaren Rodeo Ritt zur Verfügung stehen.

Zu dieser Zeit war die ganze Clique auf Langstreckenrennen gepolt.
Wir fuhren zu den 8 Stunden Endurance Rennen an den Nürburgring, wo damals das Honda Duo Leon/Chemarin den einsamen BMW Kämpfer Helmut Dähne, regelmäßig zur Verzweiflung trieben.
Nachts am Lagerfeuer im Juli, wo in der Eifel immer noch minusgrade mit leichtem Schneefall möglich waren, wurde mit reichlich Alkohol als Frostschutzmittel dem Erfrierungstod vorgebeugt. Dies ermöglichte die tollsten Lagerfeuergeschichten. Unter anderem wurde auch über die Grand Prix Szene gefachsimpelt. Damals wurde Barry Sheene von Kenny Roberts abgelöst. Der Amerikaner sorgte mit seinen großspurigen Ankündigungen für allerlei Unmut bei den Fans am Ring.
Bei diesen Diskussionen kam ich das erste mal mit der GP Szene in Berührung. Es dauerte aber noch ein paar Jährchen, bis ich diese Szene genauer inspizierte.
Im Moment war ich noch viel zu sehr in die Langstrecke verliebt. Wir fuhren regelmäßig zum Boldor nach Le Castellet. Manchmal reichte es, verbunden mit gleichzeitigem Urlaub, sogar nach Barcelona, zum 24 Stunden Rennen am Montjuic. Das war wie Formel1 in Monaco.

Man muss sich das mal vorstellen. Heute würden die Grünen so etwas mit einer Sitzblockade verhindern.
Montjuic ist mitten in Barcelona. Eine Touristenattraktion mit schöner Burg, reichlich Parks und Museen Drumherum. Die schmale Straße um den Berg wurde als Rennstrecke modifiziert, und auf den Bürgersteigen konnte das interessierte Fußvolk bequem, entweder die Racer in Aktion, oder kurz mal ein kulturelles Highlight, begutachten. Dabei musste man gelegentlich damit rechnen, dass einem ein Pilot vor die Füße kullerte oder ein Rennfahrerkollege auf dem Gehweg stand, um die Konkurrenz zu beobachten. Es war damals recht schnell zu erkennen ob ein Fahrer Rennfahrer war. Schließlich war zu dieser Zeit der ?Schwarze? von Harro Usus. Die Rennfahrer aber waren schon bunter und je nach Fortdauer der Veranstaltung, mehr oder weniger zerfledderter unterwegs. Einmal stand ich neben einem langhaarigen italienischen Fahrer. Wir beobachteten die Einfahrt einer Linksrechts Kombination. Ich bot ihm eine Zigarette an, und wir pafften unsere Stängel zusammen runter, bis er genug gesehen hatte und verschwand. Später im September, fiel mir beim Boldor eine lange schwarze Mähne unter dem Helm eines Rennfahrers auf. Da war doch was?? Auf der Starterliste war er als Graziano Rossi aufgeführt. Sagte mir aber damals nicht viel. Könnte man in die Zukunft schauen, hätte ich ihm angesichts dessen was er noch so alles produzieren würde, schon damals gratulierend die Hand geschüttelt.

Ja, - das waren noch Zeiten.
War aber nun nichts besonderes, denn es wiederholte sich zumindest während der Trainings öfters. Unterschiedliche Fahrer, die Schwierigkeiten an einer bestimmten Stelle hatten, mussten ja auf dem Gehweg die Sache inspizieren. Da gab es noch keine Sicherheitszonen mit 200m Abstand zu den Zuschauern.
Wir campten im Park neben den Privatfahrern. Zumindest wärend der Woche bei den Trainings. Vor dem Rennen, am Samstag wurde dann doch etwas ausgelichtet. Ein Privatfahrer aus Schweden, der meinem Kumpel bei seinem Batterieproblem half, und ihn mit irgendeinem Ersatzteil unterstützte, stellte sich beim studieren der Starterliste als ein gewisser Anders Andersson aus Schweden heraus.

So klein war die Motorradwelt damals.


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zuletzt bearbeitet 26.09.2022 | Top

RE: Wie alles anfing...

#2 von tourenbiker , 07.03.2015 17:50

Dazu habe ich auch etwas zu sagen. Dein Hinweis, daß Deine ersten Geh-(oder besser Fahr-)versuche 1970 waren erinnert mich noch an was:

Man schrieb den 30. August 1970. Ich war mit meinem Vater im PKW zum Salzburgring gefahren, weil dort der Formel 2 EM-Lauf stattfand. Am Ring trafen wir einen etwas jüngeren Fußballfreund meines Vaters, der mit der geliehenen 250er-Puch TF vom Hofer Stutzi da war. Der Günther fragte mich nach dem Rennen, ob ich wohl mit ihm nach Hause fahren möchte. Ich war sofort Feuer und Flamme, mein Vater war strikt dagegen. Ich bettelte, flehte und versprach ihm immer brav zu sein, wenn ich mitfahren dürfte. Und so ließ sich mein Vater dann doch erweichen, mit dem Hinweis an Günther - Wann an Buam was passiert, dann hast dei Lebn ausghaucht!

Langer Rede, kurzer Sinn - Nachdem wir in Salzburg waren, natürlich um eine halbe Stunde früher als die Autofahrer, hat mir der Günther erklärt wie man Motorrad fährt. Dazu muß gesagt werden, daß der Günther ungefähr 2 Meter groß war, und mit Leichtigkeit vom Rücksitz (geteilte Sitze) mit den Beinen auf die Straße kam. Und so machte ich meine ersten Gehversuche mit einem Motorrad.

Diese Erlebnisse haben mich richtig aufgewühlt und nie mehr zur Ruhe kommen lassen. Ich mußte ein Motorrad haben.

Irgendwie haben wir doch etwas Gemeinsames!

Übrigens: An diesem Tag habe ich auch mein allererstes Autogramm bekommen, und zwar von niemand geringerem als

JOCHEN!!!

P.S.: Mit dem Günther bin ich auch später noch unterwegs gewesen, er mit seiner Suzuki RF 900, ich mit meiner Dicken. Dann hatte er in der Türkei eine Salmonellenvergiftung eingefangen, und einige Jahre darauf hatte er einen furchtbaren Unfall, bei dem er sich beide Handgelenke brach, Serienrippenbrüche und Nierenquetschung erlitt. Die Milz mußte ihm entfernt werden. Heute lebt er, 70jährig, als einziger Salzburger mit einem Kunstherz, das ihm im AKH Wien implantiert wurde. Aber er ist immer noch guter Dinge und wir unterhalten uns immer noch über die guten, alten Zeiten.


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RE: Wie alles anfing...

#3 von Herby , 02.02.2021 10:40

Top geschrieben Jochen,
du hättest Schriftsteller werden können.
Ich kann mich noch gut an die 24Stunden von Barcelona erinnern.
Die rennfahrer standen hintereinander an normalen Zapfsäulen und warten auf sprit,den es in ihren Boxen nicht gab.
gruß herby

 
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RE: Wie alles anfing...

#4 von Ar-one , 02.02.2021 15:31

Hey Schnuffi...super, dass das so schnell geklappt hat.
Ne gute Art sich zu unterhalten. Und immer im warmen Glanz unserer geliebten Motorräder.
Ich hoffe du kannst alle lesen. Hat etwas gelitten, weil die konvertierung damals nicht sauber lief. Von XP auf denen ihr neues Forum.

Also viel Spaß noch...
Und mein virtueller Freund aus Österreich, der liebe "Tourenbiker", freut sich auch auf etwas Abwechslung.

Normal unterhalten wir uns ausserhalb der Saison im Thread (...neben den Rennen..) und während der Saison machen wir Pro Rennen unter MotoGP für jedes Rennen ein Thread. Und immer je nach Lust und Laune...keine große Sache


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RE: Wie alles anfing...

#5 von VR46forever , 09.05.2021 15:52

Ich war 13. Oder 14. Weiß nicht mehr genau.
Stand in Bodenteich im Zeitschriftenladen Hertel (Härtel?) und suchte was zum lesen. Ehrlich gesagt hab ich damals Landser gelesen.....hatte mich mein Vater drauf gebracht und da nahm niemand Anstoß damals. Jerry Cotton oder Lassiter gingen auch immer.
Während ich da stand und suchte, hörte ich was, das ich noch nie gehört hatte, was mich aber sofort vor die Tür trieb und von dem ich sofort wusste: Das will ich auch.
Es war eine Suzuki GS 750 mit einer offenen 4-1 Marving (was ich da natürlich noch nicht wusste...)
Am selben Abend stand ich mit meinem Vater noch vorm Haus im Garten, als eine grüne CB 750 mit einem der Ortsansässigen Motorradfahrer ohne Helm, im Damensitz (ehrlich, die Beine hingen nach links runter beide) durch unsere Straße stark und laut beschleunigte auf dem Weg zur Tankstelle.
Der anschließende Anfall meines Vaters bestärkte mich in meinem Vorhaben, das auch zu können.
Wird fortgesetzt..........

 
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RE: Wie alles anfing...

#6 von VR46forever , 09.05.2021 17:41

.....
Damals, an diesem Tag, kaufte ich nach der GS 750 meine erste Motorrad (Die Zeitung). Bis zum heutigen Tage habe ich sie alle gekauft. Alle.
Die meisten Hefte habe ich auch noch. Die anderen habe ich eingescannt, allerdings nur die Testberichte. Die Zeitung ist allerdings nur noch ein Schatten ihrer selbst, aber das ist eine andere Geschichte.
Wie hab ich das alles verschlungen. Und wie lange dauerte es, bis ich 16 wurde.....
Da konnte ich meiner Mutter dann eine Hercules Supra 4 Enduro aus dem Kreuz leiern. Eigentlich war eine Zündapp GTS 50 bestellt, aber die kam nicht.......warten ging nicht mehr. Mit meinen fast 2 Metern saß ich etwas unglücklich, so das ich über die erste Kreuzung gleich ein ungewolltes, aber bestimmt gut aussehendes Wheelie machte.
45 waren aber echt wenig. Mittlerweile waren wir nach Uelzen gezogen, aber meine Kumpels waren alle in Bodenteich, die Schule auch.
Unvergessen, wie ich bei -15 Grad von einem getunten Malaguti Mofa überholt wurde und auf glatter Fahrbahn beim Versuch eines Konters zu Fall kam.
Zur Schule bin ich trotzdem, blutend, Hose zerissen, -15 Grad. Ja, da hielt man noch was aus. Aber nun musste es schneller werden, also auch frisieren.
An der Tankstelle half beim umbauen des vorderen Ritzels der oben erwähnte Motorradfahrer auf der CB 750, nennen wir ihn mal Gregor. Ich kannte den sonst nicht weiter, aber der war echt in Ordnung. Hatte mich zwischenzeitlich auch mal beim trampen mitgenommen, Fort Escort A. Der hatte Heckantrieb, und in jeder zweiten Kurve standen wir quer.
Ja, ich sollte den noch besser kennen lernen, aber zu der zeit noch nicht.......
Mehr als 60 ging mit der Hercules aber nicht, und nach 25000km (in einem Jahr!!) und drei Motorschäden musste was passieren......

 
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RE: Wie alles anfing...

#7 von VR46forever , 10.05.2021 16:32

Nachdem das Mokick von meiner Mutter bezahlt wurde, konnte ich nach einem Jahr dann meinen Vater davon überzeugen, das es nicht sein kann, das sogar der Sohn vom Fliesenlegermeister ein schnelleres Bike (KTM Kleinkraftrad) als sein Sohn hatte.
Ein völlig unhaltbarer Zustand, auf den ich von morgens bis abends aufmerksam machte.
Irgendwann warf er seine völlig aus der Luft gegriffenen Befürchtungen über meine nicht ausreichenden Fahrkünste dann über Bord, die mittlerweile völlig verbastelte und zuschanden gefahrende Supra 4 Enduro wurde für eine gebrauchte Ultra 2 LC mit MBV Vollverkleidung in Zahlung gegeben

Das war schon ein anderes Gefühl. Tacho 100-110 bei gutem Wind waren nun möglich, am Abend wollte ich dann das Licht ausprobieren. Mit 90 auf eine nicht besonders scharfe Kurve zu und Fernlicht an.
Womit ich nicht rechnete, war die Umschaltpause, die damals bei den 6 V Lichtanlagen der 50er entstand.
Waren 2-3 Sekunden ? Egal, als das Fernlicht an war, war auch der Acker schon viel zu gut zu sehen, in den ich nahezu ungebremst hineinfuhr.
Mein Vater war nicht wirklich zufrieden, als ich zu Fuß zu Hause auftauchte, etwas dreckig, aber unverletzt.
Zusammen bargen wir die Ultra, optisch hatte sie gelitten, aber es war erstaunlich wenig kaputt.
So standen weiter 18000km mit ihr an, die dann bis zum Ende dieses Kapitels glücklich und ohne weiter negative Vorkommnisse verliefen..........

 
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RE: Wie alles anfing...

#8 von VR46forever , 10.05.2021 17:49

Zwischenspiel:

Mit dem lesen der Motorrad wuchs natürlich auch das Interesse am Motorsport. Irgendwann waren dann neben der Formel 1 auch Motorrad WM Läufe im Fernseher, wenn ich mich recht erinnere, auch noch von Helmut G. Müller kommentiert. Das kann ich zeitlich nicht mehr einordnen. Das gab es aber nicht immer. Die Zeit des alles schauen ging erst mit der ersten eigenen Sat Schüssel los, nur wann war das......krieg ich nicht mehr zusammen. Muss Mitte bis Ende der 80er gewesen sein. Dieter Braun war Co-Kommentator.

In der Zwischenzeit wurden aber weiter die einheimischen Motorradfahrer beobachtet, die inzwischen auf Suzuki GS 1000 umgestiegen waren. Einer hatte eine XS 1100, einer eine RD 400, die GS 750 mit der Marving fuhr auch noch im Ort mit einem anderen Besitzer. Die Jungs waren richtig wild unterwegs, wir 50er Fahrer trafen uns in Bodenteich an der Hauptkreuzung, kamen die "Großen" vorbei, wurden sie zum durchdrehen lassen des Hinterrades aufgefordert....die ließen sich nicht lang bitten.
Was zu teilweise 30 Meter langen Gummistreifen im Ort führte und da es ein "Luftkurort" sein wollte, auch Unmut bei der Politik und Polizei hervorrief.

Kurz vor Ende der 50er Zeit kam dann besagter Gregor, der einer der GS 1000 Fahrer war, mit einer Bol Dor, die nicht mal ihm gehörte, an der Kreuzung vorbei, einer der anwesenden kannte den den. Er hielt an, fragte in die Runde, ob wir auch mal fahren wollten !!!!!!!
Was ne Frage.....
Ich war ohne Moped da, also ich bei ihm hinten drauf, alle anderen mit den Mopeds hinterher. Hatte ich einen Helm auf ? Weiß ich nicht mehr. Aber das keine Soziusrasten dran waren, das weiß ich noch.....
Gregor hielt mit viel Gas auf eine scharfe Kurve zu, geradeaus ging ein Sandweg weiter, die Straße ging rechts rum. Schaffen wir nicht, dachte ich......hatte er aber auch nicht vor. Mit der 900er volles Rohr den Sandweg hoch, mit mir hinten drauf.
Alter Schwede.
Dann irgendwo am Elbeseitenkanal:
Wer fängt an ? Wir konnten es noch nicht glauben, aber ein Kumpel (Zündapp GTS 50 Mokick) sprang zuerst drauf.
Gab Vollgas und verschwand mit leicht durchdrehendem Hinterrad am Horizont. Zum ersten Mal guckte mich Gregor etwas weniger lächelnd an : Ist der schon mal.....?
Was ich grinsend verneinen konnte, nein, der saß noch nie auf einem 95 PS Motorrad. Überhaupt auch noch auf keinem anderen.
Er kam aber heile wieder und wir durften alle mal.
Das hatte schon was, als ich darauf saß. Irgendwie hatte ich Respekt, aber keine Angst. Spätestens ab da gab es kein zurück mehr, Reihenhaus mit Familie ? Nein danke !

 
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RE: Wie alles anfing...

#9 von VR46forever , 11.05.2021 17:51

Zurück zur 50er:
Der 18te Geburtstag stand vor der Tür, der theoretische Teil des Führerscheines lief schon, als ich an einem Freitag, es war der 13te August mit dem Fahrrad meiner Schwester aus der Stadt nach Hause fuhr, paar Kumpels waren mit den Mopeds am Treffpunkt, wollte meines auch holen. Ging eine Unterführung unterm Kanal runter, laufen lassen, Knie raus und volles Rohr um das Eck. Mitten unter der Unterführung ging ne Frau, wie sich herausstellte, war es meine Mutter. Auf ihrer Höhe platzte bei dem alten Rad der Vorderreifen, als ich ihr gerade was zurufen wollte (Heute kein Abendessen für mich....) und ich legte mich gekonnt aufs Maul. Dann nach Hause schieben, zusammen mit meiner Mutter, die meinte: Dir ist nix passiert, aber bleib mal lieber daheim.

Hose gewechselt, Pflaster drauf, ab auf das Moped. Auf Höhe der Commerzbank (ausgerechnet...) stand ne Linksabbiegerin mit Auto, schwanger, wollte ins Krankenhaus (wusste ich natürlich nicht), ich kam mit tatsächlich 40-50 von vorn und hatte Vorfahrt.
Sie bog trotzdem ab.
Ade Hercules Ultra
Dann erstmal 10 Tage Streckverband im Krankenhaus, anschließend Nagel ins Schienbein und Krücken. Der Autoführerschein wurde mit Krücken gemacht, die Familie beschloss:
Ich bekomme den Golf meiner Schwester geschenkt, 75 PS, dafür freiwilliger Verzicht auf das Motorradfahren.
Tja, ich sagte ja.......aber ich log. Und hatte keinerlei Hemmungen dabei.
Als es wieder ohne Krücken ging, praktischer Teil des Motorradführerscheines nachgeholt, wer das bezahlt hat ? Keine Ahnung mehr, ich jedenfalls nicht.
Tja, dann gab es irgendwann einen Prozess, es gab Schmerzensgeld und in Lüneburg stand beim Honda Händler eine CB 750 K(Z), DOHC 16V, 77 PS. Die nahmen sogar den Golf in Zahlung. Länger als 4-5 Monate kann ich den nicht gehabt haben.....was das Verhältnis zu meiner Schwester wohl ruiniert hat.
Von da ging es dann wild durch das Modellprogramm der Japaner, aber hier geht es ja "nur" um die Geschichte, wie alles anfing.
Enden wird es mit meiner Honda SC 57, die ich 2008 neu kaufte und die zwar Leistungsmäßig immer weiter zurückfällt in der heutigen Zeit, aber gleichzeitig für mich Jahr zu Jahr schwieriger zu fahren wird.
Denn ich bin leider nicht mehr 46, sondern mittlerweile 56..............

 
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RE: Wie alles anfing...

#10 von Ar-one , 13.05.2021 12:45

Alles prima.
Sogar Lassiter, den Shakespeare der pubertären Rotznasen, hast du nicht vergessen.

Das mit deinem Alter ist ja noch überschaubar. Mit 56 gehörten je 100 Einarmige Liegestütz mit anschließend genau so vielen einarmigen Klimmzügen, nacheinander mit jedem einzelnen Finger, an der Stange zwischen dem Türrahmen, zum morgendlichen Standardprogramm. Erst danach wurden Zähne geputzt.
Haaach waren das noch Zeiten.

Ooook, Scherz beiseite, du hast ja sicher schon von diversen Altersschüben gehört. Die einen behaupten es wäre alle sieben Jahre soweit. Bei mir sind es eher so die 5-X Jahre. Jedenfalls war ich mit 56 noch relativ fit, und erst mit 58 kam so ein Schub, bei dem ich wirklich dachte, ab jetzt geht’s richtig abwärts.
Also genieß deine ausgereifte Jugend.


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zuletzt bearbeitet 13.05.2021 | Top

   

#2.. Das Herz schlägt im Zweitakt

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