Der offizielle Teil:
1982: Nunmehr hatte Freddie Spencer einen Vertrag direkt mit der Honda Racing Co. in Japan, war also echter Werksfahrer. Das höchstes Ziel von Honda war der Gewinn der Weltmeisterschaft in der 500cm³ Klasse. Daher hatten sie auch als Nummer eins den regierenden Weltmeister, Marco Lucchinelli, sowie den Japaner Takazumi Katayama mit im Team. Als Motorrad verwendete man die Honda NS500, eine 3 Zylinder 2Takt Maschine. Vorteile erhoffte man sich
bei dieser Maschine durch die schmale Bauform und das geringe Gewicht von nur etwa 125 kg. Einbußen mußte man dagegen bei der Höchstleistung in Kauf nehmen. Beim ersten Rennen des Jahres in Argentinien erringt Spencer bereits hinter 3fach Weltmeister Kenny Roberts und vor Randy Mamola die 2. Trainingszeit
und wird nach einem sensationellem Rennen, bei dem er sogar in Führung liegt, mit weniger als 1,5 Sekunden Rückstand auf den Sieger Kenny Roberts hinter Barry Sheene dritter! Was für ein Einstand. Weiters folgten dieses Jahr ein Motorschaden in Österreich und ein Boykott des Rennens in Nogaro/Frankreich durch fast alle Weltklasse-Piloten bzw. deren Teams wegen unzumutbarer Umstände. Beim GP in Spanien fährt Spencer überlegene Trainingsbestzeit, im Rennen scheidet er, weit in Führung liegend, wegen gerissenem Pleuel aus. In Italien wird Spencer hinter Franco Uncini zweiter. In Assen folgt nach einem Wetterchaos, einer Sturzorgie, einem Abbruch und einem Neustart ein Ausfall, der einer Lachnummer gleichkommt: vor dem Start bemerken die Mechaniker eine fehlende Schraube am Lenkungsdämpfer, können aber keinen Ersatz finden! Die angebotene Schraube von Yamaha passt bei der Honda nicht. In Belgien war es dann soweit.
Am 4. Juli, dem Amerikanischen Unabhängigkeitstag, gewann Freddie Spencer mit 20 Jahren als jüngster Fahrer in der Geschichte einen GP der 500cm³ Klasse. Nicht nur das. Es war der erste GP-Sieg für Honda seit 15 Jahren! 1982 gewann Spencer noch den GP von San Marino, in England wurde er zweiter. Gesamt wurde Spencer dritter hinter Franco Uncini und dem Neuseeländer Creame Crosby. Ab hier war das Fahrgenie Freddie Spencer nicht mehr aufzuhalten.
1983: Yamaha und Kenny Roberts hatten aufgerüstet. Man wollte unbedingt nach zwei Jahren der Suzuki Weltmeister wieder den Titel in der 500er Klasse erringen. King Kenny und Yamaha schienen bereit zu sein für die Rückeroberung des Titels. Man hatte die Rechnung ohne Freddie Spencer gemacht. Gleich zu Saisonbeginn drei Siege von Spencer auf der schwächeren Honda in Südafrika, Frankreich und Italien. Konter und Sieg von Roberts in Deutschland. Sieg von Spencer in Spanien. Sieg von Roberts in Österreich. Sieg Spencers in Yugoslavien. Drei Siege von Roberts in den NL,
Belgien und England. Sieg Spencers in Schweden, bei dem er unbedingt vor Roberts in´s Ziel kommen mußte, hatte dieser doch die drei letzten Rennen gewonnen. Es war eines der härtesten Rennen in der Karriere beider Rennfahrer, und zeitweise befanden sie sich sogar neben der Strecke, so hart wurde gekämpft. Sieg von Roberts zum Saisonabschluß in San Marino. Bei 12 Saisonrennen jeweils 6 Pole Positions und 6 Siege für Roberts und Spencer! Was für eine Saison. Fast Freddie Spencer, der ?Außerirdische?, wie ihn die Rennfans rund um den Globus ob seiner gewaltigen Fahrkunst nannten, war mit zwei Punkten Vorsprung der jüngste 500cm³ Weltmeister der GP-Geschichte, hatte Honda, dem größten Motorradhersteller der Welt, den Titel in der prestigeträchtigsten Klasse des Motorradrennsports geschenkt. Endlich. Die Motorsportwelt stand Kopf. Freddie Spencer war in aller Munde. Zerknirschtheit bei den Gegnern. Damit hatte niemand gerechnet.
1985: Honda gab bekannt, mit Freddie Spencer in der 250cm³ und zugleich auch in der 500cm³ Klasse um die Weltmeisterschaft zu fahren. ?Wie soll den das gehen??, fragten sich viele. Das hält der doch nicht aus! Bereits Kenny Roberts war an diesem Vorhaben gescheitert, hatte nach wenigen Rennen die 250er Klasse sein lassen, um sich voll und ganz auf die 500er Klasse zu konzentrieren. Das Hauptproblem waren neben der körperlichen Belastung, die doppeltes Training und doppeltes Rennen in kurzer Zeit hintereinander mit sich brachten, die Umgewöhnung von der leistungsmäßig schwächeren 250er, die einen runden Fahrstil erforderte, auf die brachiale Gewalt der 500er, die zu jeder Sekunde alle Sinne auf´s äußerste beanspruchte. Wie sollte das gutgehen?
Freddie Spencer gab die Antwort. Gleich am Jahresanfang, bei den Daytona Speedweeks, hatte Spencer gleich für alle drei Hauptrennklassen genannt: 250cm³ ? F1 mit den 500cm³ Rennern ? 200 Meilen mit dem Superbike Am 8. + 9.März 1985 schrieb Freddie Spencer wieder Geschichte. Er war der erste, und ist bis jetzt auch der einzige Mensch, der die drei wichtigsten Rennen dieser Veranstaltung in einem Aufwaschen gewonnen hat. Aber die Gesichter seiner Gegner sollten in diesem Jahr noch viel länger werden.
In der Klasse bis 250cm³ nahm Spencer an zehn Rennen teil, fuhr sechs Mal die Pole und gewann sieben Rennen. In der Klasse bis 500cm³ nahm er an elf Rennen teil, fuhr neun Mal Pole und gewann sieben Rennen. Die schlimmsten Wochenenden für seine Gegner wurden die Rennen in Italien, Österreich, Belgien und Frankreich. Dort gewann Spencer jeweils an einem Renntag die Klasse bis 250cm³ und bis 500cm³.
Spencer hatte das Unfaßbare geschafft. Er war Weltmeister der 250cm³ und der 500cm³ Klassen in einem Jahr. Das hatte es, zumindest vor Freddie Spencer, nicht gegeben und wird auch in Zukunft kaum zu wiederholen sein. Nun war Freddie Spencer, mit 24 Jahren, einer der größten in der Geschichte des Motorradrennsports. Die Hysterie um ihn kannte keine Grenzen. Es war fast zum verrücktwerden. Wie sollte man das noch Topen?
Was in den Jahren 1986 ? 1989 wirklich passiert ist, weiß vermutlich nur Freddie Spencer selbst.
1990-1995 nie viel anderes?
1995 Freddie Spencer saß, wieder einmal, auf der Strasse, zum Teil belächelt und verspottet. Er sollte aber noch einmal Gelegenheit haben, sein überragendes Können zu zeigen. In der AMA Superbike Meisterschaft war der ehemalige Superstar nun auf Ducati unterwegs. Am 1.Mai 1995, auf der berühmten und zugleich berüchtigten Strecke von Laguna Seca in Kalifornien, bei widrigen Verhältnissen im strömenden Regen, gewann Freddie Spencer zum letzen Mal. Und wieder war es kein gewöhnlicher Sieg. Erstens betrug der Abstand zum Zweitplazieten 24 Sekunden! Freddie hatte nochmals furchtbar zugeschlagen. Zweitens war es wieder einmal in Spencers Karriere ein Rekord. 16 Jahre, nachdem er als jüngster Superbikesieger der Geschichte seinen ersten AMA SB-Sieg errungen hatte, gewann er in dieser Serie zum letzten Mal. Auch diesen Rekord wird ihm so bald keiner streitig machen.
Mit diesem Sieg konnte Freddie Spencer doch noch erhobenen Hauptes die Motorsportbühne verlassen.
Auf ?Benzins Motorradseiten? steht eine treffende Biographie des außergewöhnlichen Rennfahrers, die ich teilweise hier rein kopiert habe:
Der private Teil:
Mein Blick gleitete über alle möglichen Zeitschriften. Nichts Schweres wie die FAZ sollte es sein. Aber auch nichts, was zwingend auf BILDung ausgelegt war. Etwas kleines, handliches, möglichst mit einem interessanten Thema. Die großen Motorrad Zeitschriften lagen mir noch mit ihren Abos schwer im Magen. Das konnte ich jetzt nicht gebrauchen.
Da fiel mein Blick auf eine zuerst unscheinbare Zeitschrift Namens ?Powerslide?. Bei näherer Betrachtung offenbarte sie die große Lücke zu meinem, bis dahin eher jungfräulichen, Grand Prix Bewusstsein.
Während der Fahrt zog ich mir das Heft von vorne bis hinten, von hinten nach vorne, wieder und wieder rein. Fasziniert von der Idee der Zeitschrift, nur das Renngeschehen, exakt und umfangreich zu beschreiben, spürte ich, wie eine neue, große Freundschaft zwischen Rosenheim und München zu wachsen begann.
Kein Dienstag, an dem ich nicht schon vor 12Uhr mittags am Bahnhof stand, um nach der neuesten Powerslide zu suchen.
Das war in Rosenheim lange Zeit der einzige Zeitschriftenkiosk der das Heft zum Verkauf anbot. 1982 war das scheinbar noch ein echtes Insider Blättchen. War das Heft aus irgendeinem Grund vergriffen, war auch meine Laune für diesen Tag im Eimer. Das hat sich solange nicht geändert, bis ich einen festeren Wohnsitz mit festem
Abo hatte. Übrigens, ohne Übertreibung kann ich behaupten, dass das mein einziges Abo im Leben war, das ich noch nie bereut habe.
Da Rosenheim nur einen Katzensprung von Salzburg entfernt lag, überredete ich einen Studienkollegen zum gemeinsamen Besuch des Salzburg GP 1982. Ich war ja ohne Auto und Motorrad, wie ein Fisch ohne Wasser. Dank meiner neuen Weisheiten aus der Powerslide, konnte ich den Kollegen mit dem ?Außerirdischem?, ?sensationell, jungem, sauschnellen Milchgesicht aus Shreveport USA?, kurz Freddie Spencer, ?The Fast? genannt, ködern.
Natürlich spielte er nur einen Tag mit. Also morgens den Ford Capri angeschmissen, und volle Tüte ab nach Salzburg. Wir trudelten so gegen 10Uhr am äußersten Rand des Salzburgrings ein.
Genauer gesagt, irgendwo um Planfeld herum. Na - Danke fürs Gespräch.
Autos verstopften jeden noch so kleinen Trampelpfad. Planlos standen wir von einem Stau zum anderen. Bis mir irgendwann der Kragen platzte. ?Hey Langer (sein Spitzname), stell deinen Capri in den Acker, wir laufen das letzte Stück!?. ?Ok!! Du kennst dich ja aus!!!?
Wenn der wüsste. Doch ich war selber so blöd und überzeugt, dass wenn das sägen der kleinen Schnapsglas Klassen zu hören war, auch der Ring nicht mehr allzu weit sein konnte.
Au Backe - das tat weh. Wer nicht hören will muss fühlen. Genauer gesagt, mussten wir über sämtliche Hügel, die im Umkreis von 5 km den Salzburgring umsäumten, klettern.
Deshalb hörten wir die Schnapsgläser auch so gut.
Der Salzburgring ist eingebettet in einer landschaftlichen Kuhle. Und wen da die Zweitakt Fräsen mit ihren offenen Tüten zu sägen anfangen, hallt das bis nach Wien und Budapest.
Also stapften wir wie die Deppen, genervt und völlig ausgetrocknet, über hüglige Wiesen und lehmige Äcker. Dabei viel mir noch ein, wie in der Sportschau, den Abend zuvor, kurz das verregnete Training gezeigt wurde. Mann, da hat es Katzen gehagelt. Jouuuu!!
Wenigstens waren wir nicht die einzigen Blödel, denn es waren noch einige blöd genug uns zu folgen. Und so erreichten wird den oberen Rand des Rings ungefähr bei der Aufwärmrunde zur 500 Klasse.
Nur zur Erinnerung!
Damals gab es noch die Klassen 50, 125, 250, 350, 500ccm und Sidecar bei einer Veranstaltung.
Anders ausgedrückt, wir stolperten über vier Klassen durch die unwirtliche Salzburger Landschaft, nur um die einzelnen Oktaven der verschieden Klassen zu hören. ?Määää!!? bei den 50igern. ?Möööhhh!!? bei den 125iger, ?Mööeeeeehhh!!? die 250iger. ?Mooeeeehhhrrrrr!!? die 350iger. Bei den 500ccm fiel mir nur noch ?Waauoowww? ein und endlich sahen wir auch wo die Geräusche herkamen.
Wie wir zufällig genau am Ende der Start /Ziel Geraden landeten wusste nur der Herrgott. Aber als ich vor Erschöpfung in den Streckenzaun gekrallt die ersten Rennfahrer vorbeifliegen sah, hatte ich die Strapazen der letzten 3 Stunden fast vergessen.
Man hörte plötzlich gar kein kreischen mehr, sondern wenn die besonders schnellen Jungs kamen, bollerten zuerst die verdrängten Luftmassen. Dann, wie aus heiterem Himmel zackten Roberts, Sheene, Uncini, Spencer und Luchinello vorbei. Die Reihenfolge könnte auch anders gewesen sein. Ich war so geplättet von der unmittelbaren Nähe zu der fast körperlich spürbaren Geschwindigkeit mit den kreischenden Raketen, dass mir schlicht der Atem samt Verstand stockte.
Bevor ich richtig zur Ruhe kam, war der ganze Spektakel vorbei. Im Gegensatz zur Langstrecke musste ich dringend an meinem Timing arbeiten. Das war die erste Wahrheit des Tages!
Aber am darauf folgenden Dienstag, hatte ich, Gott sei Dank, die neue Powerslide in der Hand, und Günther Wiesinger erklärte mir alle fehlende Details dieser Veranstaltung.
Das war die zweite Wahrheit!