Wenn sich eine seriöse Zeitung wie die FAZ dazu herablässt, ein paar Worte an die deutschen Motorradrennsportfans zu richtet, sollte das Anlass genug sein, um für fünf Minuten innezuhalten um den Artikel zu lesen.
Er beschreibt zwar die technisch, sportliche Seite für echte Fans etwas zu lax, dennoch wird ein Problem beschrieben, das nur allzu oft in Vergessenheit gerät: Das Risiko ? nicht auf der Strecke, sondern neben der Strecke ? für jeden der sich auf diese Sportart einlässt.
Während in jeder Fußball Regionalliga schon stramme Gehälter mittlerer Managementebenen bezahlt werden, und Tennisspieler, die in der Rangliste nur knapp unter der dreistelligen Killerzahl, immer noch mit dem Porsche 911 vorfahren können, müssen vergleichbare Talente im Motorradrennsport genug Förderer und private Sponsoren - was nicht selten das gleiche ist - finden, um überhaupt das Eintrittsgeld für ein Profiteam zu haben.
Ob das dann auch wirklich ein Profi Team - im Sinne von Profit für den Fahrer - wird, bleibt bis zur vollständigen Pleite dessen, oft im Dunkeln. In den meisten Fällen kann der Fahrer nicht mal sportlich von der Konkurrenzfähigkeit seines Teams profitieren. Denn die Kosten für Leasingraten der Motorräder, und das imagefreundliche Auftreten für die Sponsoren in den VIP Bereichen, lässt selbst in den kleinen Klassen nicht selten die Millionenmarke reißen, was dann an anderer Stelle, zum Beispiel für kostspielige technische Neuerungen fehlt.
Von Gehältern für die Fahrer wird dabei noch gar nicht gesprochen. Die haben höchstens ein paar Euro von privaten Kleinsponsoren, oder die Eltern sind so vernarrt in die Idee, ihren Sohnemann als künftigen Weltmeister zu sehen, dass sie Haus und Hof, inklusive Oma und Onkel mit Hypotheken belasten, nur um dem Sohnemann das Abenteuer Motorradrennsport zu ermöglichen.
Dabei gilt es nicht nur Talent und Erfolge vorzuweisen, sondern auch die Nationalität kann zum Beschleuniger oder zum Pferdefuß werden. Während in Italien oder Spanien die Topfahrer wie Popstars verehrt werden, und dementsprechend für Trittbrettsponsoren ungemein attraktiv wirken, müssen deutsche Fahrer ? wenn sie überhaupt in den Medien erwähnt werden ? befürchten, auch noch mit dem falschen Namen betitelt zu werden.
Motorradrennsport hat in Deutschland ? das muss man ganz klar so sehen ? noch nicht einmal den Glanz eines Lückenfüllers zwischen Bundesliga und Champions League, geschweige denn eine Mehrheit von Befürwortern, die die Akteure in ein vermarktungstechnisch besseres Licht setzen könnten. Das ist Fakt ? und auf lange Sicht nicht zu ändern.
Umso mehr verdienen die wenigen Akteure, die sich trotz mangelhafter Talentförderung, doch noch in die Phalanx der Weltmeisterschaft vorgekämpft haben, uneingeschränkten Respekt.
Auch wenn man gelegentlich ob der fabelhaften Konkurrenz aus den Südländern, leicht in die Welle der Schmähungen abweichen könnte - wenn die Platzierungen nicht den Wertvorstellungen eines Topstars gleichen - sollte man beim ernsthaften Gedanken nicht vergessen, wie mühevoll und demotivierend der Aufstieg für einen deutschen Motorradrennfahrer an die Weltspitze sein kann.
Deshalb sollte gelegentlich auch ein Dank an die vielen Eltern, Omas und Onkels, hilfsbereiten Motorradhändler und selbstlosen Motorrad Enthusiasten, die trotz medialer Windstille, immer finanziell und mental hinter den Akteuren stehen, ausgesprochen werden.
mit kurzem Fingerzeig von der Kupplungshand
euer Administrator
http://www.faz.net/s/Rub8C6F3503328B4FC2...n~Scontent.html